Bürgerschaftliches Engagement sichtbar machen, anerkennen und fördern, alle Akteure für eine breite Unterstützung der Engagementstrukturen gewinnen: Die Chefin der Staatskanzlei, Ministerin Kathrin Schneider, hat am Dienstag dem Kabinett einen umfassenden Bericht vorgelegt, wie das Ehrenamt durch die Landesregierung gefördert, unterstützt und gewürdigt wird. Das 56-seitige Papier soll dem Landtag übermittelt und anschließend auf der Internetseite ehrenamt-in-brandenburg.de veröffentlicht werden. Schneider: „Der Bericht ist eine umfassende Bestandsaufnahme und dient zugleich als Grundlage, um den Dialog zur Engagementförderung in Brandenburg fortzusetzen und im Sinne der Engagierten weiterzuentwickeln.“

Die Staatskanzlei koordiniert für die Landesregierung die Themen Ehrenamt und bürgerschaftliches Engagement. Es ist eine Querschnittsaufgabe, die sich durch alle Ressorts zieht.  Schneider: „Alle Ressorts arbeiten seit vielen Jahren intensiv und erfolgreich an der Unterstützung des Ehrenamts. Viele Aufgaben könnten ohne die ehrenamtliche Arbeit tausender Brandenburgerinnen und Brandenburger nicht erfüllt werden. Das ist der gesamten Landesregierung bewusst und deswegen hat das Ehrenamt in allen Fachressorts und in der Staatskanzlei einen hohen Stellenwert. Seit mehr als 15 Jahren entwickeln und leben wir unsere Anerkennungskultur. Sie verfolgt das Ziel, Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren, Dank zu sagen, ihr Engagement sichtbar zu machen und zum Nachahmen zu animieren.“

Neben den bereits bestehenden Aktivitäten wie dem jährlichen Ehrenamtsempfang, dem Auszeichnungsformat „Ehrenamt des Monats“, der Ausgabe der Ehrenamtskarte Berlin-Brandenburg oder der Verleihung des Landesverdienstordens als höchste Auszeichnung des Landes für ehrenamtliches Engagement soll nun ein weiteres Format etabliert werden. Dazu hat das Kabinett heute die Stiftung einer Verdienstmedaille des Landes Brandenburg durch den Ministerpräsidenten beschlossen. Schneider: „Die Verdienstmedaille soll Zeichen der Anerkennung und Würdigung ehrenamtlicher Tätigkeiten in allen Lebensbereichen oder für die herausragende Erfüllung beruflicher Pflichten, unternehmerischer Leistungen sowie für besondere Einzelleistungen zum Beispiel in den Bereichen Sport, Kunst, Kultur, Umwelt oder Soziales verliehen werden.“

Schneider weiter: „Der Staat ist auf die Mitwirkung seiner Bürgerinnen und Bürger angewiesen. Gleichzeitig muss er gute Voraussetzungen schaffen, Engagierten zur Seite stehen und Lust machen auf Partizipation. Wir wollen ein verlässlicher Partner für unsere Engagierten sein und gute Rahmenbedingungen für ein selbstbestimmtes Engagement in allen Teilen des Landes etablieren. Mehr Menschen sollen Lust bekommen und Freude behalten, ihre Fähigkeiten zum Wohle anderer einzubringen. Wir wollen Menschen in Brandenburg ermutigen, sich auch in schwierigen Zeiten konstruktiv, aktiv, demokratisch und weltoffen in die Gestaltung unseres Landes einzubringen.“

Mehr als 800.000 Menschen in Brandenburg engagieren sich freiwillig. Jede dritte Bürgerin und jeder dritte Bürger ab 14 Jahren gestaltet Brandenburg im Ehrenamt. Seit 1999 ist die Gruppe der Engagierten um 35 Prozent gewachsen. Schneider: „Das Engagement, das sich durch alle Lebensbereiche zieht, stärkt Brandenburg rund um die Uhr. Ehrenamtliche und Freiwillige begegnen Herausforderungen mit Leidenschaft, Tatendrang und Kreativität. Sie gestalten, beleben und wärmen unsere Gesellschaft und stärken so das demokratische Miteinander.“

Dem Bericht zufolge engagieren sich Freiwillige zahlenmäßig am stärksten seit vielen Jahren im Bereich Sport und Bewegung (11,5 Prozent), in Schule und Kindergarten (7 Prozent), Kultur (6,4 Prozent), Freizeit (6,1 Prozent), Umwelt-, Natur- und Tierschutz (3,9 Prozent), Kirchen und Religion (4,1 Prozent) und im Rettungswesen einschließlich freiwilliger Feuerwehren (3,4 Prozent). Mehr als 17.500 eingetragene Vereine gibt es in Brandenburg. Gleichzeitig wächst der Bereich, in dem sich Menschen kurzfristig und stärker projektbezogen nach ihren Vorstellungen engagieren. Unterstützt werden sie dabei von der Koordinierungsstelle „Ehrenamt und bürgerschaftliches Engagement“ sowie durch das Landesnetzwerk und die Landesarbeitsgemeinschaft der Freiwilligenagenturen (Lagfa). Letztere wird mit jährlich 50.000 Euro unterstützt. Seit Herbst 2023 kooperiert die Lagfa mit der „Aktion Mensch“ und hilft über eine Datenbank, ein Ehrenamt in Brandenburg zu suchen oder anzubieten.

Brandenburg ist Sportland. In 2.956 Vereinen waren zum 1. Januar 2024 mehr als 381.000 Mitglieder in 85 Sportarten unter dem Dach des Landesportbundes Brandenburg e.V. (LSB) organisiert. Der LSB ist Dreh- und Angelpunkt der Förderung des Sports und erhält vom Land Brandenburg 14 Millionen. Euro jährlich für die Förderung des Vereinssports nach seinen Richtlinien. Unterstützt werden die Brandenburgische Sportjugend sowie Sportvereine und Sportverbände. Ein wichtiger Bestandteil der Förderung ehrenamtlichen Engagements ist die Sportstättenförderung des Landes. Mit dem Förderprogramm „Goldener Plan Brandenburg“ werden überwiegend ehrenamtlich geführte Sportvereine bei ihren Investitionsmaßnahmen unterstützt. Für den Zeitraum 2021 bis 2024 stehen hierfür Fördermittel in Höhe von insgesamt 25 Millionen Euro zur Verfügung.

Ein weiterer Bereich ist der Brand- und Katastrophenschutz. Für den Ausbau des Standorts Wünsdorf zum Zentrum des Brand- und Katastrophenschutzes sowie zum Waldbrandkompetenzzentrum sind die Haushaltsmittel gesichert. Bestandteil ist ein zweiter Standort für die Landesfeuerwehrschule. Für den Ausbau stellt das Land zwei Millionen Euro in 2024 und weitere 21,5 Millionen Euro in den Folgejahren ab 2025 zur Verfügung. Neben weiteren umfangreichen Investitionen in die Ausstattung und Ausbildung der ehrenamtlichen Feuerwehrangehörigen hat das Land seine Engagementförderung und Anerkennungskultur in den vergangenen Jahren weiter ausgebaut. 6,84 Mio. Euro investierte das Land Brandenburg im Jahr 2023 in den Zuschuss zum Aufwandsersatz und die Jubiläumsprämien im Brand- und Katastrophenschutz, den es an Angehörige der Freiwilligen Feuerwehren, der im Katastrophenschutz mitwirkenden Organisationen und des THW ausreicht. Davon profitierten 2023 insgesamt 31.493 Berechtigte.

Das Netzwerk Gesunde Kinder (NGK) steht für Familienfreundlichkeit im Land: Es richtet sich an alle Brandenburger Familien ab Beginn einer Schwangerschaft und bis zum dritten Geburtstag des Kindes. Geschulte, ehrenamtlich tätige und hauptamtliche Familienpatinnen und Familienpaten begleiten die Teilnehmenden in ihrer vertrauten Umgebung, geben Erfahrungen und Wissen zu gesundheits- und entwicklungsfördernden Themen weiter und informieren über Angebote in der Region.

Das Land unterstützt das Netzwerk mit einer jährlichen Projektförderung in Form der Festbetragsfinanzierung in Höhe von 3,1 Millionen Euro.

Musik ist die Sprache, die jeder versteht. Chöre, Bands und andere musikalische Amateurensembles erfreuen sich großer Beliebtheit und sind maßgeblich getragen von ehrenamtlichem Engagement ihrer Leitungen. Unterstützung finden Engagierte bei ihren Dachverbänden. Der Landesmusikrat Brandenburg e.V., der Brandenburgische Chorverband e.V., der Landesblasmusikverband e.V. und der Landesfachverband Popularmusik e.V. werden vom Land über jährliche Projektfinanzierungen unterstützt. Insgesamt fließen 641.000 Euro auf diese Weise in die Geschäftsstellen der Dachverbände und andere relevante Projekte im Amateurmusikbereich.

Mit dem Freiwilligen Ökologischen Jahr (FÖJ) sollen junge Menschen zwischen 16 und 27 Jahren auch an die Themen des Umwelt- und Naturschutzes näher herangeführt werden. Das Land Brandenburg fördert die Trägerorganisationen des FÖJ für deren Teilnehmerausgaben (Taschengeld, Kosten für Unterkunft und Verpflegung, Sozialversicherung, Unfallversicherung). Mit Zuwendung aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF) in Höhe von 600.500 Euro und einer Kofinanzierung mit Landesmitteln in Höhe von 165.000 Euro können so landesweit 120 Einsatzplätze angeboten werden.

Die Beispiele zeigen die Breite der Förderung des ehrenamtlichen Engagements in Brandenburg. Gefördert werden aber auch Natur- und Umweltverbände, Senioren, Tierschutz, Integration, Hospizarbeit, Schiedsstellen sowie Geschichts- und Museumsarbeit. Viele ehrenamtliche Projekte werden durch die Landesregierung über Lottomittel unterstützt.