Sommerzeit ist Netzwerkzeit. Am 20. Juni 2024 haben sich Mitglieder des Landesnetzwerkes Bürgerschaftliches Engagement (LBE) und Interessierte zu einer Netzwerksitzung im Haus der Natur in Potsdam getroffen. Im ersten Teil der Veranstaltung stand dabei der Fachaustausch im Vordergrund, bevor am Nachmittag im Rahmen der offiziellen Mitgliederversammlung des LBE debattiert wurde. An der Netzwerksitzung nahmen 25 Vertreterinnen und Vertreter aus Verwaltung und Zivilgesellschaft teil.

Engagement und Demokratie

Engagement zu stärken, stärkt auch unsere Demokratie – davon ist das Landesetzwerk Bürgerschaftliches Engagement in Brandenburg (LBE) überzeugt. Grund genug, um einmal der Frage nachzugehen, was kann das Engagement in Zeiten vielfältiger und zunehmend rauer gesellschaftlicher Debatten eigentlich (noch) leisten? Den Impuls für die angeregte Debatte setzten Markus Klein vom Brandenburgischen Institut für Gemeinwesenberatung – demos und Alfred Roos, Leiter der Koordinierungsstelle Tolerantes Brandenburg in der Staatskanzlei des Landes Brandenburg. Dabei betonten beide die Notwendigkeit, in aktuellen politischen Konfliktfeldern die Suche nach Verbindendem in den Vordergrund zu stellen. Einer vermeintlichen Spaltung müsse eine sachliche faktenbasierte Debatte genauso entgegengestellt werden, wie die Anerkennung verschiedener Perspektiven. Extremistischen und menschenverachtenden Positionen, Äußerungen oder Handlungen müsse gleichzeitig entschieden widersprochen werden. Im Austausch der Teilnehmenden wurde deutlich, dass gerade die Angebote der Zivilgesellschaft Räume schaffen können, in denen schwierige Themen besprochen werden können. Sorgen, Ängste, Kritiken aussprechen zu können, auch in Kreisen, die diese nicht teilen, sei ein wichtiger Beitrag bürgerschaftlichen Engagements zur Stärkung der Demokratie. Genauso wie die Möglichkeit, durch das Engagement Selbstwirksamkeit zu erfahren und das unmittelbare Umfeld mitzugestalten. Gleich wurde im Austausch der Verbändevertreter auch deutlich, dass die zunehmende Verschärfung der Diskurse diesen Beitrag erschweren. Die Anstrengungen, solche Austauchräume überhaupt zu schaffen, würden immer schwerer. Eine starke Engagementförderung auf allen Ebenen sei deshalb unerlässlich, um der Zivilgesellschaft als wichtigen Teil der Demokratie den Rücken zu stärken.

Engagement und Weiterbildung

Im zweiten Teil des Fachaustausches ging es dann um einen zentralen Baustein der Förderung des bürgerschaftlichen Engagements: das Thema Weiterbildung. Dafür stellte Silvia Schmidt von der Investitionsbank des Landes Brandenburg (ILB) die Weiterbildungsrichtlinie des Landes Brandenburg vor, von der auch Ehrenamtliche profitieren können. Mit Mitteln aus dem Europäischen Sozialfonds unterstützt das Land Brandenburg die Umsetzung von Weiterbildungsmaßnahmen zur Kompetenzentwicklung im Rahmen haupt- und ehrenamtlicher Tätigkeit in Vereinen. Gefördert werden bis zu 50 % der Ausgaben für Kurs- und Prüfungsgebühren. Die Mindestförderhöhe je Antrag beträgt 1.000 €. Die Anzahl der Qualifizierungen und Teilnehmenden je Antrag ist nicht begrenzt und zweimal jährlich möglich.

Die Teilnehmenden der Netzwerksitzung nutzen die Gelegenheit, um ihre ganz konkreten Fragen zur Anwendbarkeit und Umsetzung der Förderung zu stellen. Dabei gaben sie auch wertvolle Anregungen aus der Vereinspraxis für die Weiterentwicklung der Richtlinie. Gleichzeitig wurde aber auch deutlich, dass das Thema Weiterbildung im Ehrenamt auch auf Seiten der Vereine noch stärker und konzeptioneller in den Fokus gerückt werden sollte. Das LBE wird am Thema Lernen im und durch das Engagement dranbleiben.

Zum Download: Weg zur Förderung_Checkliste Antragstellung (PDF)

Bericht des Sprecher:innenrates und Ausblick auf die Woche des bürgerschaftlichen Engagements

Die eigentliche Mitgliederversammlung fand dann am Nachmittag statt und wurde mit dem Bericht des Sprecher:innenrates eröffnet. Steffie Wiesner, Landesarbeitsgemeinschaft der Freiwilligenagenturen (Lagfa Brandenburg), stellte die Arbeit des Landesnetzwerkes im ersten Halbjahr 2024 vor. Sie verwies in ihrem Bericht unter anderem auf Gespräche mit Vertreterinnen und Vertretern der Landtagsfraktionen von CDU, SPD und Bündnis 90/Die Grünen, in denen der Sprecher:innenrat die Wichtigkeit der Engagementförderung für Brandenburg und die Arbeit des Landesnetzwerkes betont hatte.

Neben der politischen Interessenvertretung für die Mitglieder des LBE und die mehr als 800.000 Engagierten im Land Brandenburg hat der Sprecher:innenrat auch an einer stärkeren Vernetzung im LBE gearbeitet. Das neue Online-Austauschformat „45-Minuten-Ehrenamts-Terrine“ und Mitgliedergespräche, z.B. mit der Arbeiterwohlfahrt, stärken den fachlichen Austausch und lassen die Allianz für das Engagement enger zusammenrücken.

Mit Blick auf das zweite Halbjahr diskutierten die Teilnehmenden letztlich auch über die Woche des bürgerschaftlichen Engagements. Dieter Rehwinkel, Leiter der Kampagne „Engagement macht stark“, stellte den diesjährigen Schwerpunkt „Nachhaltig engagiert“ vor und diskutierte gemeinsam mit dem LBE über die Möglichkeiten, das Engagement noch stärker sichtbar zu machen. Neben der Möglichkeit, sich mit eigenen Formaten in den Veranstaltungskalender einzutragen, wurden zudem alle Brandenburger Engagierten zur Eröffnungsveranstaltung der diesjährigen Kampagnenwoche am 20. September 2024 in Berlin eingeladen.

Zum Download: Präsentation Engagement macht stark (PDF)

Im Ausblick der Landesnetzwerksitzung stand auch eine engere Zusammenarbeit mit dem Landesnetzwerk Bürgerengagement Berlin. Vor diesem Hintergrund führte der Sprecher:innenrat am 27. Juni 2024 ein erstes Arbeitsgespräch mit dem Berliner Engagementnetzwerk.

Die nächste Mitgliederversammlung des Landesnetzwerkes ist für den 20. November 2024  geplant.