Ministerpräsident Dietmar Woidke hat heute in Potsdam neun Bürgerinnen und Bürgern den Verdienstorden des Landes Brandenburg verliehen. Sie wurden für außerordentliche Verdienste um das Land Brandenburg und seine Bevölkerung geehrt. Bei der Zeremonie betonte Woidke: „Sie haben ein Gefühl für ihre Mitmenschen und wissen, wo Sie sich einbringen können und wo Sie sich einbringen wollen. Sie setzen sich ein für andere, auch für die, die einem ferner stehen. Sie sind starke Persönlichkeiten, die sich uneigennützig zum Wohle Aller über das Maß hinaus engagieren, für die Aufhören keine Option ist und die für ihre Sache `brennen`!“
Woidke weiter: „Die heutige Feierstunde ist ein schöner Anlass, auch all denen zu danken, die den Auszuzeichnenden bei ihrer engagierten Arbeit zur Seite stehen. Dazu gehören insbesondere Angehörige sowie Weggefährten.“
Geehrt wurden in diesem Jahr (alphabetisch):
Barbara Barsch aus Zehdenick (Oberhavel) war 44 Jahre wichtiges Sprachrohr für Posaunenspieler in der Evangelischen Landeskirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO). Sie war als Landesposaunen-Wartin Ansprechpartnerin für Posaunenchöre, schulte deren Leiterinnen und Leiter, organisierte Bläserrüsten und Kreisposaunentage, aber auch das Musizieren in diakonischen und sozialen Einrichtungen als diakonischen Dienst. Sie baute gemeinsam mit anderen Landeskirchen internationale Bläsernetzwerke auf, u.a. im Baltikum. Zu Lettland ist eine besonders intensive, ausschließlich durch Spenden finanzierte Partnerschaft entstanden. Barbara Barsch hat mit ihrer Arbeit außerdem die Kultur und den Zusammenhalt in den ländlichen Räumen gestärkt. Mit ihrer Hingabe hat sie stets andere Menschen begeistert – auch schon zu DDR-Zeiten, als das Verhältnis zwischen Kirche und Staat schwierig war.
Jutta Braun ist seit vielen Jahren Geschäftsführerin des Kongresshotels in Potsdam und Impulsgeberin für die Hotelbranche. Sie hat das Hotel zu einem überregional bekannten Hotel- und Kongressstandort sowie zu einer wichtigen Begegnungsstätte für Wirtschaft, Politik und Sport entwickelt. Ein Schwerpunkt ihres Engagements ist dabei die Ausbildung von internationalen Fachkräften. Jutta Braun beschäftigt durchgehend mehr als 50 junge Menschen aus über 20 Nationen und hilft ihnen bei Wohnungssuche und Behördengängen. Darüber hinaus war das Kongresshotel Pilotprojekt in Brandenburg zur Ausbildung ukrainischer Fachkräfte. Jutta Braun hat gemeinsam mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vielfältige Hilfsmaßnahmen angestoßen, hat kostenlose Unterkünfte für Angehörige zur Verfügung gestellt, Spendenaktionen und Veranstaltungen zur Integration organisiert. Zudem liegt ihr die Stärkung des Tourismus in Brandenburg besonders am Herzen. Sie arbeitete am Tourismusmarketingkonzept der Stadt Potsdam mit und ist aktives Mitglied im Tourismusausschuss der IHK Potsdam sowie Schatzmeisterin im Vorstand des Hotelverbandes Deutschland.
Der Berliner Jurist und Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Berlin-Brandenburg, Nils Busch-Petersen, ist Wächter jüdischer Sakralmusik. Er gründete 2011 das Louis-Lewandowski-Festival, eine Konzertreihe für Synagogenmusik mit internationalen Chören, und ist seither dessen Direktor. Das Festival findet jährlich in verschiedenen Spielstätten in Berlin und Brandenburg statt. Es schließt eine Lücke bei der Aneignung jüdischer kultureller Traditionen als Teil der deutschen und europäischen Geistes- und Kulturgeschichte. Die jüdische Sakralmusik als gelebte Frömmigkeit und wesentlicher Bestandteil jüdischen Daseins war bisher wenig beleuchtet. Zudem engagiert sich Busch-Petersen als Mitglied im „Berliner Ratschlag für Demokratie“ gegen Rassismus, Antisemitismus und Rechtsradikalismus und ist Schirmherr des Vereins „ICKE in Buch“, der sich für chronisch kranke Kinder und deren Eltern einsetzt.
15 Jahre lang hat Dr. Insa Eschebach aus Fürstenberg/Havel (Oberhavel) als Leiterin der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück die deutsche Erinnerungskultur geprägt. Sie hat die KZ-Gedenkstätte Ravensbrück durch Forschungen und wichtige Debattenbeiträge international bekannt gemacht und Lagergeschichte über Führungen sowie regulären pädagogischen Angeboten hinaus vermittelt. Außerdem engagierte sich Insa Eschebach ehrenamtlich in Gremien wie der Arbeitsgemeinschaft der Leiter der KZ-Gedenkstätten in Deutschland, im Arbeitskreis der Berlin-Brandenburgischen Gedenkstätten und im Beirat der Stiftung „ZURÜCKGEBEN“, einer Stiftung zur Förderung Jüdischer Frauen in Kunst und Wissenschaft. Sie setzte sich stets für den Dialog zwischen Deutschland und Polen ein.
Sie begeben sich in Gefahr und riskieren ihr eigenes Leben, um andere zu schützen: die Männer und Frauen des Kampfmittelbeseitigungsdienstes. Einer von ihnen ist Truppenführer Gerd Fleischhauer aus Rüthnick (Ostprignitz-Ruppin). Er ist unerschrockener Beschützer von Leib und Leben. In den Landkreisen Prignitz und Ostprignitz-Ruppin hat er in seiner Funktion bislang zirka 150 Bomben entschärft oder kontrolliert gesprengt. Im Februar 2017 sprengte Fleischhauer 18 Großbomben am Rande der Prignitzgemeinde Breese. Für Breese engagierte er sich schon 2013 nach dem Elbehochwasser, als die neu sanierte Sportanlage im Ort zerstörungsfrei auf Weltkriegsbomben abgesucht werden musste. 2017 war er an der Kampfmittelräumung auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz Wittstock beteiligt – eine mit Munition hoch belastete Fläche. Fleischhauer ist verlässlicher Ansprechpartner für Ordnungsbehörden vor Ort.
Er lässt die brandenburgischen Skisprungadler fliegen und hat im nördlichsten Zentrum der Märkischen Schweiz eine moderne Ski-Schanzenarena aufgebaut: Günther Lüdecke aus Joachimsthal (Barnim) ist Gründungsmitglied des im Jahr 2000 wieder neu gegründeten Wintersportvereins WSV 1923 Bad Freienwalde und gilt als Überflieger im Skisprunggeschäft. Bei ihm läuft die organisatorische Arbeit zusammen. Neben seiner Funktion als Schatzmeister liegt ihm die Nachwuchsarbeit besonders am Herzen. Er realisiert Bildungs- und Wettkampf-Projekte und kooperiert oft mit polnischen Partnern. Günther Lüdecke hat es mit seinen Mitstreiterinnen und Mitstreitern geschafft, in Bad Freienwalde eine Hochburg für das Skispringen zu erschaffen. Der Verein ist Landesstützpunkt für das Skispringen und die Nordische Kombination.
Tagdienste, Nachtdienste, Bereitschaftsdienste – egal ob an Wochenenden oder Feiertagen: Dr. Gerd-Werner Müllrick aus Cottbus ist der älteste aktive Notarzt Brandenburgs und lebt für seinen Job. Mit seinen 75 Jahren hilft er täglich Menschen, versorgt sie und rettet Leben. Sein gesammeltes Wissen aus mehreren Jahrzehnten Notarzttätigkeit gibt er an jüngere Generationen weiter; eignet sich selbst durch Fortbildungen aber immer gern neues Wissen an. Auch während der Corona-Pandemie arbeitete Müllrick unermüdlich weiter. Er übernahm zusätzliche Dienste bei der Absicherung der Impfaktion für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Carl-Thiem-Klinikums Cottbus und des dortigen Rettungsdienstes. Für seine Notfallpatientinnen und -patienten war er in dieser Zeit ein Fels in der Brandung.
Er vermittelt Heimatgeschichte und ist Historiker aus Leidenschaft: Dr. Wolfgang Simon beschäftigt sich seit 1986 mit der Geschichte von Pritzwalk und Umgebung in der Prignitz. Als Gründungsmitglied der dortigen Gesellschaft für Heimatgeschichte widmet er sich der Erforschung und Verbreitung historischer und heimatkundlicher Themen. Für die vom Verein herausgegebenen „Pritzwalker Heimatblätter“ schreibt er regelmäßig Beiträge. Mit weiteren Veröffentlichungen lieferte er wichtige Erkenntnisse zu historischen Ereignissen in der Region. Seit 2002 arbeitet er ehrenamtlich im Museum am Magazinplatz sowie im Brauereimuseum. Seit mehr als zehn Jahren ist er Stadtführer und gibt sein Wissen an nachfolgende Generationen weiter. Simon unterstützt junge Menschen bei Geschichtsprojekten.
Außerdem wurde Elżbieta Polak, Marschallin der Woiwodschaft Lubuskie, der Landesverdienstorden zuerkannt. Aus terminlichen Gründen konnte sie heute nicht anwesend sein. Die Aushändigung der Orden findet zu einem späteren Zeitpunkt statt.
Elżbieta Polak ist eine Fürsprecherin Europas. Seit 2008 – erst als Vizemarschallin und 2010 als Marschallin – hat sie sich um die Beziehungen zu Brandenburg besonders verdient gemacht. Sie setzte kleine und große Projekte der Zusammenarbeit um, nahm Stärken und Schwächen beider Regionen stets in den Blick und erkannte gemeinsames Entwicklungspotential, z.B. im Gesundheitswesen. Seit vielen Jahren engagiert sie sich in überregionalen Gremien wie der Deutsch-Polnischen Regierungskommission oder der Oder-Partnerschaft. Elżbieta Polak unterstützte das Konzept eines deutsch-polnischen Krisenkommunikationskanals für die Grenzregion oder initiierte die AG Gesundheit im Rahmen der Oder-Partnerschaft. Des Weiteren ist sie eine der wichtigsten Unterstützerinnen des Geoparks Muskauer Faltenbogen.
Fotos zum kostenlosen Download mit Quellenangabe: “Frank Gorges, Staatskanzlei Brandenburg”