Nächste Etappe auf dem Weg zur Fortschreibung der Seniorenpolitischen Leitlinien und des dazugehörigen Maßnahmenpaketes: Im Auftrag des Sozialministeriums wurden im vergangenen Sommer Seniorinnen und Senioren zu ihrer Lebenssituation befragt. Die Ergebnisse der nicht-repräsentativen Befragung „seniorenDIALOG 2022“ haben Sozialministerin Ursula Nonnemacher und Landesseniorenbeauftragter Norman Asmus heute (8. Februar) im Landtagsausschuss für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz erstmals vorgestellt. Die vollständige 100-seitige Ergebnisdokumentation ist auf der Internetseite der Akademie 2. Lebenshälfte, die die Umfrage durchgeführt hat, veröffentlicht. Auf dieser Grundlage starten am Freitag (10. Februar) Beteiligungsworkshops zur Fortschreibung der Seniorenpolitischen Leitlinien. Bis zum 15. Juni sind sechs Workshops geplant.

An dem „seniorenDIALOG 2022“ haben sich 844 Brandenburgerinnen und Brandenburger in der Altersgruppe ab 60 Jahren beteiligt. Die allgemeine Lebenszufriedenheit der Teilnehmenden ist überwiegend hoch: 87 Prozent sind mit ihrem Leben zufrieden. Zum Vergleich: Bei einer ersten Seniorenbefragung im Jahr 2016 mit 256 Teilnehmenden waren 88 Prozent insgesamt zufrieden. Gegenwärtig am meisten zufrieden sind Seniorinnen und Senioren mit der Fürsorge und Hilfsbereitschaft von Familienangehörigen, der eigenen Gesundheit, mit ihrer Wohnsituation sowie ihrer finanziellen Situation.

Krieg und politische Unruhen bestimmen aktuell deutlich die Sorgen der Teilnehmenden. Private Sorgen beziehen sich, wie schon im „seniorenDIALOG 2016“, altersbedingt auf eine nachlassende Gesundheit, verbunden mit eingeschränkter Mobilität und auf den Verlust der Selbstständigkeit. Selbstständigkeit. Auch die Sorge um die Zukunft der Kinder und Enkel ist groß.

Sozialministerin Nonnemacher: „Die aktuelle Befragung zeigt, dass es den teilnehmenden Seniorinnen und Senioren im Land Brandenburg überwiegend gut geht. Sie fühlen sich gesund und sind vielseitig engagiert. Die Lebenserwartung steigt dank medizinischer Fortschritte und besseren Lebensbedingungen. So wird die Gruppe der Seniorinnen und Senioren immer größer. Dieser Tatsache müssen wir uns stellen, und ich sehe darin auch viele Chancen. Seniorinnen und Senioren engagieren sich sehr stark ehrenamtlich, zum Beispiel für Geflüchtete, bei der Betreuung von Kindern, in der Nachbarschaftshilfe und in vielen Vereinen. Aber auch Unterstützungs- und Betreuungsbedarf vor allem im höherem Lebensalter gehören dazu. So wird das Alter immer vielfältiger. Es gibt nicht ‚die älteren Menschen‘, sondern ganz individuelle Lebenssituationen. In diesem Sinne werden wir die Seniorenpolitischen Leitlinien und das Maßnahmenpaket fortschreiben. An diesem Prozess werden Seniorinnen und Senioren von Anfang an intensiv beteiligt.“

Landesseniorenbeauftragter Asmus: „Nachdem bereits mit der 2021 veröffentlichten Seniorenstudie die Lebenssituation Älterer in Brandenburg beschrieben wurde, liegt nun mit den Befragungsergebnissen eine weitere gute Grundlage für die Fortschreibung der Seniorenpolitischen Leitlinien vor. Klar ist aber auch, dass wir mit der Befragung vor allem die aktiven Älteren erreicht haben. Themen wie Altersarmut und Einsamkeit lassen sich hierüber nicht ausreichend abbilden. Ich werde mich dieser Themen im Zuge des Fortschreibungsprozesses jedoch ebenfalls intensiv widmen.“

Der Fragebogen umfasste 63 Fragen zu wichtigen Themen der Lebenswelt Älterer, wie Lebenszufriedenheit, Gesundheit und Prävention, Mobilität, Wohnsituation und altersgerechtes Wohnen, Wohnumfeld und Sicherheit, Internetnutzung und ehrenamtliches Engagement.

Weitere Ergebnisse der Befragung „seniorenDIALOG 2022“ sind:

  • Gesundheit: TOP-Themen sind Bezahlbarkeit von Gesundheits- und Pflegeleistungen (für 2/3 der Antwortenden) und die Ärzteversorgung Fachkräfte im Gesundheitswesen (für die Hälfte der Antwortenden). Zwei Drittel der Antwortenden nutzen keine oder kaum gesundheitliche Präventionsangebote.
  • Mobilität: Mehr als drei Viertel der Befragten sind zu Fuß und ohne Hilfsmittel mobil. Das Auto spielt jedoch bei fast allen Alltagszielen die größte Rolle. 90 Prozent fahren selbst Auto oder sind Beifahrer. Nur ein Drittel nutzt den ÖPNV regelmäßig (mehr als einmal im Monat), zwei Drittel sind mit dem ÖPNV-Angebot in der Region zufrieden.
  • Wohnen: Fast 60 Prozent der Befragten kommen in ihrer Wohnung oder ihrem Haus ohne Einschränkungen zurecht. Etwa die Hälfte der befragten Seniorinnen und Senioren geben an, dass ein altersgerechter Umbau notwendig wäre, um dort noch lange leben zu können.
  • Internet: Mehr als drei Viertel der Befragten geben an, das Internet selbst zu nutzen. Rund ein Drittel der Nutzenden äußert einen Weiterbildungsbedarf.
  • Ehrenamt: Gut die Hälfte der Befragten ist ehrenamtlich aktiv. Die wichtigsten Motive für ein Ehrenamt sind Hilfe für Andere, das eigene Fitbleiben und etwas für das Gemeinwohl zu tun.

Die Akademie 2. Lebenshälfte hatte bereits den „SeniorenDIALOG 2016“ verantwortet, der als eine Grundlage für die erstmalige Fortschreibung der Seniorenpolitischen Leitlinien diente. Anders als damals hatten die Älteren nun die Möglichkeit, sich auch über einen Online-Fragebogen zu beteiligen. Die Verteilung der Fragebögen erfolgte als Papier- und Onlinefragebogen von Mai bis Juli 2022. Einbezogen waren dabei die acht Kontaktstellen der Akademie 2. Lebenshälfte, alle Kreisseniorenbeiräte, Seniorenbeiräte vor Ort sowie Initiativen der Seniorenarbeit.

Link zu den Ergebnissen: https://akademie2.lebenshaelfte.de/projekte/seniorendialog-ii-fortschreiben-der-seniorenpolitischen-leitlinien-der-landesregierung/befragung-von-senior-innen-2022

Hintergrund

Mit einem Durchschnittsalter von 47,3 Jahren hatte Brandenburg 2021 die viertälteste Bevölkerung in Deutschland. Im Land Brandenburg leben über 646.000 Menschen, die älter als 65 Jahre sind. Das ist rund ein Viertel der Gesamtbevölkerung. Nach der Bevölkerungsprognose wird dieser Anteil bis zum Jahr 2040 auf knapp ein Drittel anwachsen.

Im Jahr 2007 hatte die damalige Landesregierung unter dem Titel „Alt werden im Land Brandenburg“ zum ersten Mal Leitlinien zur Seniorenpolitik entwickelt und sich damit eine programmatische Grundlage zur Gestaltung von Seniorenpolitik gegeben. Das erste Seniorenpolitische Maßnahmenpaket wurde im Mai 2011 und die erste Fortschreibung der Seniorenpolitischen Leitlinien im August 2017 beschlossen.

Die Fortschreibung der Seniorenpolitischen Leitlinien und des Seniorenpolitischen Maßnahmenpaketes sind ein Vorhabender rot-schwarz-grünen Landesregierung.