Sie unterstützen aktiv dabei, fit fürs digitale Zeitalter zu werden: Am Donnerstag sind in Potsdam die Preisträger:innen des neuen Wettbewerbs „Digitale Fitness von Seniorinnen und Senioren im Land Brandenburg stärken“ ausgezeichnet worden. Der Wettbewerb war zur Brandenburgischen Seniorenwoche im Juni mit dem Ziel gestartet worden, auf die zahlreichen Initiativen und Angebote in Brandenburg zur Schulung der digitalen Kompetenz von Senior:innen aufmerksam zu machen und sie für ihre Arbeit zu würdigen. Insgesamt hatte es 38 Bewerbungen gegeben, unter denen eine Jury die zehn Preisträger:innen kürte. Sozialministerin Ursula Nonnemacher und der Landesseniorenbeauftragte Norman Asmus überreichten gemeinsam mit den Jurymitgliedern den Ausgezeichneten jeweils ein Preisgeld von 400 Euro und eine Urkunde. Bildungsstaatssekretär Steffen Freiberg hielt eine Laudatio.
Sozialministerin Ursula Nonnemacher: „Menschen, die digitale Medien nutzen, haben zunehmend mehr Möglichkeiten, ihren Alltag selbstbestimmt zu gestalten. Das gilt auch für Ältere, die im Umgang mit dem Smartphone oder dem Internet aber oft weniger vertraut sind – mitunter aus Angst, mit der Technik nicht klarzukommen. Heute ehren wir zehn Initiativen und Angebote, die ältere Brandenburgerinnen und Brandenburger kompetent und einfühlsam im Umgang mit digitalen Medien schulen, sie bei der Anwendung begleiten und es ihnen damit ermöglichen, aktiv am gesellschaftlichen und sozialen Leben teilzunehmen. Die Vielzahl der eingereichten Bewerbungen zeigt, dass die Bedeutung der Förderung digitaler Kompetenz von Senior:innen überall im Land erkannt worden ist. Ich freue mich sehr, dass wir heute beispielhaft einige dieser kreativen Angebote auszeichnen können. Ich danke allen Engagierten sehr für ihre außerordentlich wichtige Arbeit!“
Landesseniorenbeauftragter Norman Asmus: „Mit dem Wettbewerb haben wir Neuland betreten und genau ins Schwarze getroffen. Die Wettbewerbseinreichungen zeigen, dass die Digitalisierung die Senior:innen im Land bewegt und viele Initiativen sich aufgemacht haben, sie beim Umgang mit dieser Technik und den Anwendungsmöglichkeiten im Alltag zu unterstützen. Das ist zunehmend wichtig für die Teilhabe Älterer an der Gesellschaft. Ich gratuliere den Preisträger:innen und danke allen Teilnehmenden für ihr Engagement. Ich setze mich dafür ein, die Angebote in den Regionen bekannt zu machen und untereinander zu vernetzen. Mein Ziel ist es, dass möglichst vielen Älteren der Zugang zu diesen auf ihre Bedürfnisse ausgerichteten Angeboten offensteht.“
Der Wettbewerb „Digitale Fitness von Seniorinnen und Senioren im Land Brandenburg stärken“ wurde vom Sozialministerium in Zusammenarbeit mit der Fachstelle Gesundheitsziele im Land Brandenburg, in Trägerschaft von Gesund-heit Berlin-Brandenburg e.V. durchgeführt. Die Fachstelle koordiniert das „Bünd-nis Gesund Älter werden“ mit seinen 39 Partner-Institutionen. Ausgangspunkte waren der Achte Altersbericht des Bundes „Ältere Menschen und Digitalisierung“ sowie das Ergebnis des 2021 durchgeführten 4. Plenums „Ehrenamt und Digitalisierung – FÜR und MIT älteren Menschen“ des „Bündnisses Gesund Älter werden“. Ziel des Wettbewerbs ist es, vorhandene Weiterbildungsangebote für Ältere zur digitalen Welt zu identifizieren, preiswürdige Angebote öffentlichkeitswirksam auszuzeichnen und eine Vernetzung der Anbietenden anzuregen. Die Preisträger:innen wurden durch eine breit besetzte Jury mit Vertreter:innen aus Verwaltung, Zivilgesellschaft und Wissenschaft ausgewählt.
Die Preisträger:innen sind:
Projekt: „Umgang mit digitalen Medien für Senior:Innen im Alltag“
Träger: Akademie 2. Lebenshälfte, Geschäftsbereich Süd, Ludwigsfelde (Teltow-Fläming)
Das Angebot verbindet die Vermittlung digitaler Kompetenzen mit der gemeinsa-men Bewegung an der frischen Luft. Beim ersten Termin lernen die Senior:innen mit Hilfe des Smartphones ihren Standort zu bestimmen. Nach dem Erlernen der Grundlagen gilt es, selbstständig Routen zu finden und sich mit Unterstützung des Smartphones in unbekannter Umgebung zu orientieren. Zudem lernen die Senior:innen auch Apps wie Komoot kennen, die viele weitere Funktionen bieten. Das Projekt der Akademie 2. Lebenshälfte wird vollständig ehrenamtlich durchgeführt. Das Projekt steht noch ganz am Anfang, trotzdem hat es die Jury überzeugt, denn es verbindet die digitale Welt mit Bewegung an der frischen Luft und lässt sich mit wenig Aufwand übertragen.
Projekt: „Digital im Alter“,
Träger: Volkssolidarität Landesverband Brandenburg e.V., Verbandsbereich Prignitz-Ruppin, Wittstock/Dosse (Ostprignitz-Ruppin)
Das Angebot hat einen ganz einfachen Titel: „Digital im Alter“. Bis ein solcher Titel aber Realität wird, ist es ein langer und anspruchsvoller Weg. Vor Ort tragen „Digitallotsen“ das Projekt ehrenamtlich mit. Diese Lotsen sind oft Menschen, die in ihrem beruflichen Leben in der digitalen Welt unterwegs waren und dieses Wissen nun – mit mehr Zeit und ohne beruflichen Druck – weitergeben. Dabei ist es gar nicht notwendig, dass die „Lotsen“ alle Fragen selbst beantworten können. Sie machen die Digitalen Stammtische möglich, bei denen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Lösungen dann oft gemeinsam finden. Entscheidend ist die gemeinsame Neugier. Und die Belohnung aller Mühen, wenn die neu gewonnene Fitness im Umgang mit dem Smartphone es zum Beispiel möglich macht, regelmäßig Kontakt zu den Enkeln zu halten.
Projekt: „digi.stube“,
Träger: Landkreis Elbe-Elster / Kreisvolkshochschule Elbe-Elster, Uebigau (Elbe-Elster)
Der Name ist Programm: Seit Anfang dieses Jahres will das Angebot bei den Senior:innen Ängste und Vorbehalte abbauen und holt die digitale Welt in die „gute Stube“. Diese befindet sich in den Räumen der Kreisvolkshochschule Elbe-Elster an den Standorten Finsterwalde und Herzberg. Wer mit einem Anliegen in die „digi.stube“ kommt, soll sich dort vor allem wohlfühlen. Bis zu fünf Personen kön-nen sich in der „digi.stube“ treffen, bringen ihre Geräte mit und tauschen sich über deren Benutzung aus. Bei Problemen hilft eine Tutorin, ebenso beim Umgang mit den vielen englischen Begriffen, die verstanden und eingeübt werden wollen. Die „digi.stube“ ist kein Kursangebot, sondern geht individuell auf die Fragen und (technischen) Probleme der Besucherinnen und Besucher ein.
Projekt: „SgD 3.0 – Senioren*innen gehen Digital 3.0“,
Träger: Interessengemeinschaft Frauen und Familie Prenzlau e.V. – Haus der Familie, Prenzlau (Uckermark)
Das Projekt verfolgt eindrucksvoll einen umfassenden Ansatz mit vier Bausteinen: Individuelle Beratungsangebote in Prenzlau und Angermünde beantworten Fragen rund um Smartphone, Tablet und PC. Die Verschickung von E-Mail-Anhängen ist ebenso Thema wie die Nutzung von WhatsApp. Das „Seniorencafé“, der zweite Projektbaustein, bringt als digitale Kaffeetafel monatlich die Seniorinnen und Senioren bei Kaffee und Kuchen miteinander ins Gespräch über ihre digitalen Geräte und alle Herausforderungen, die mit ihrer Nutzung verbunden sind. Die „Seniorenakademie“ als dritter Baustein vermittelt konkrete Themen in mehrteiligen Schulungen, z.B. die Nutzung des iPads von der ersten Verbindung mit dem Internet bis zur Teilnahme an einer Zoom-Konferenz. Die mobilen bzw. aufsuchenden Angebote sind der vierte Projektbaustein. Damit verlässt das Angebot die eigenen Räume und stellt sich zum Beispiel in stationären Pflegeeinrichtungen vor.
Projekt: „Senioren-Medien-Hilfe“,
Träger: WIS Wohnungsbaugesellschaft im Spreewald mbH, Lübbenau (Oberspreewald-Lausitz)
Am Anfang des Projektes stand eine Umfrage: Die WIS – Wohnungsbaugesellschaft im Spreewald – befragte ihre Mieterinnen und Mieter zu deren Zufriedenheit und Unterstützungswünschen. „Mehr Sicherheit im Umgang mit digitalen Medien“ – das war ein häufig genanntes Thema. Schon länger hatte die WIS eine Kooperation mit dem Paul-Fahlisch-Gymnasium in Lübbenau. Da lag es nahe, die Schule einzubinden, denn die Schülerinnen und Schüler (ab Jahrgangsstufe 11) kennen sich mit digitalen Endgeräten aus. Und für sie ist es eine spannende Erfahrung, im Austausch mit den Senior:innen selbst einmal „Lehrer:in“ sein zu dürfen. Gleichzeitig haben Senior:innen Freude daran, sich die digitale Technik von den „jungen Leuten“ erklären zu lassen. Das Angebot steht allen interessierten Senior:innen offen, nicht nur den Mieter*innen der WIS. Neben der 1:1-Beratung gibt es einmal im Monat die Möglichkeit, sich in der Gruppe über Fragen rund um die digitalen Endgeräte auszutauschen. Ein Kursangebot zu digitalen Medien ist in Planung.
Projekt: „Clever Altern“,
Träger: ESTAruppin e.V. und Volkssolidarität Landesverband Brandenburg e.V., Verbandsbereich Prignitz-Ruppin, Gemeinde Heiligengrabe, Neuruppin (Ostprignitz-Ruppin)
Das Projekt startete im Herbst 2020, mitten in der Pandemie. „Clever Altern“ nutzte den Start im Lockdown und baute die notwendigen Kontakte zu den Ansprechpersonen vor Ort auf, insbesondere zu den Ortsvorsteher:innen und Heimatvereinen. Im Frühjahr 2021 konnten dann die Kurse in 10 Ortsteilen beginnen. Ein wichtiger Baustein von „Clever Altern“ sind die ehrenamtlichen Digitalbotschafter:innen. Oft unterstützten die Ortsvorsteher:innen dabei, digital-affine jüngere Menschen für das Ehrenamt zu gewinnen. Neben dem Kursangebot waren es auch Aktivitäten wie „digitale Fahrradtouren“ oder der „digitale Adventskalender“, die digitale und analoge Welt für die Senior:innen miteinander verband. Wer erfolgreich an einem Kurs teilgenommen hat, kann sein Wissen beim „Digitalen Stammtisch“ mit Anderen austauschen und vertiefen. Organisiert werden die Stammtische zum Beispiel über den regionalen Dorf- oder Heimatverein.
Projekt: „Sport digital – ein seniorengerechtes Online-Sportangebot am Schlaatz“,
Träger: Soziale Stadt ProPotsdam gGmbH, Potsdam
Als die Corona-Pandemie 2020 mit voller Wucht zuschlug, hatten auch die Seniorinnen und Senioren im Potsdamer Stadtteil Schlaatz von heute auf morgen keine Möglichkeit mehr, ihre wöchentlichen gemeinsamen Sportangebote fortzuführen. Da lag die Idee nahe, „Online-Sport“ auf den Weg zu bringen. So wurden 20 Tablets angeschafft und an sportbegeisterte Senior:innen verteilt. Vor der gemeinsamen Bewegung galt es, mit den Geräten vertraut zu werden. Dabei mussten auch die Anleitenden lernen – nämlich die Inhalte seniorengerecht zu vermitteln, in kleinen Häppchen, ganz praktisch und immer wieder mit viel Geduld. Die Tablets ermöglichen es den teilnehmenden Senior:innen, gemeinsam mit den anderen regelmäßig Sport in den eigenen vier Wänden zu treiben. Aber natürlich sollen die Tablets auch für andere Online-Aktivitäten genutzt werden, z.B. für Behördenkontakte, Recherchen oder zum Austausch mit den Enkeln.
Projekt: „Digitale Welten mit Smartphone und Tablet für Senioren der Gemeinde Letschin“,
Träger: Gemeinde Letschin (Märkisch-Oderland)
Ausgangspunkt des Projektes ist der Seniorenbeirat Letschin, dessen Mitglieder die Bedarfe aus den 10 Ortsteilen einbringen. Auch hier war es die Corona-Pandemie, die den Bedarf deutlich machte, digitale Medien für den Austausch mit der Familie, den Freundinnen und Freunden und der übrigen Welt zu nutzen. Sechs engagierte Beiratsmitglieder wurden die durch die Akademie 2. Lebenshälfte digital geschult und schulten dann ihrerseits, unterstützt durch die Gemeinde, einmal monatlich die Senior:innen in den Ortsteilen, oft in den Räumen der Freiwilligen Feuerwehr. Alles richtet sich nach den Anliegen und Fragen, die die Senior:innen mitbringen: Wie richte ich mein neues Handy ein? Wie finde ich die nächste Verbindung zur Kreisstadt nach Seelow? Wie kann ich ein Foto bearbeiten und dann der Familie schicken?
Projekt: „Frankfurter Senior:innen auf fortschreitendem Digitalkurs zur ,Digitalen Fitness‘“,
Träger: ARLE gGmbH, Frankfurt (Oder)
Das Projekt ist im wahrsten Sinne des Wortes grenzüberschreitend. Dreh- und Angelpunkt ist die 2018 aufgebaute „Netzwerkstelle für deutsch-polnische Seniorenarbeit“. In enger Partnerschaft, unter anderem mit dem Seniorenverband Slubice, gestaltet sie Aktivitäten für Senior:innen in der Doppelstadt. Zudem ist das Projekt generationenübergreifend: Es sind Schüler:innen, die die Senior:innen auf dem Weg zur digitalen Fitness begleiten. Das Karl-Liebknecht-Gymnasium in Frankfurt/Oder und die Grundschule Nr. 1 in Slubice dafür zu gewinnen, war gar nicht so schwer, denn die generationenübergreifende Arbeit ist ein Arbeitsschwerpunkt der Netzwerkstelle. Zweimal pro Woche bieten die Schüler:innen Beratungstermine an. Eine Ausweitung des Projektes ist vorgesehen, denn neben dem City Treff in der Stadtmitte gibt es in Frankfurt/Oder weitere Senioreneinrichtungen, in denen Bedarf besteht.
Projekt: „Beratung älterer Menschen bei der Nutzung neuer Medien sowie die Digitale Souveränität älterer Menschen mit KI-Technologien fördern“
Träger: Seniorenbeirat Falkensee, Falkensee (Havelland)
Mit Starthilfe der Stadt und Rückenwind aus dem Seniorenbeirat fanden sich sechs IT-begeisterte und engagierte Senior:innen zusammen. Im ersten Schritt machten sie Senior:innen bei Hausbesuchen mit ihren digitalen Geräten vertraut. Vorträge zu Themen wie „Einkaufen und Bezahlen im Internet“ schlossen sich an, ebenso Kurse und Beratungsangebote zur Kaufentscheidung und zur Nutzung der Geräte. Dank Fördermitteln wurde es möglich, Geräte vom Tablet bis zur Smartwatch anzuschaffen und zum Ausprobieren zur Verfügung zu stellen. Inzwischen geht das Angebot den nächsten Schritt. Es informiert über den Nutzen, den KI-gesteuerte „smarte“ Geräte, von der SmartWatch bis zur Sprachsteuerung im SmartHome, auch für Seniorinnen und Senioren haben können. Aktuell begleitet die Falkenseer IT-Gruppe den Aufbau einer Musterwohnung. Sprachsteuerung und digitaler Kontakt zum Hausarzt sollen auch Menschen mit Beeinträchtigungen und ohne technische Kenntnisse das Leben in der eigenen Häuslichkeit ermöglichen.