Ministerpräsident Dietmar Woidke hat am Freitag (13. Juni) heute zum zehnten Mal anlässlich des brandenburgischen Verfassungstages den Verdienstorden des Landes an Bürgerinnen und Bürger überreicht. Bei der Zeremonie in der Potsdamer Staatskanzlei betonte Woidke: „Im 25. Jubiläumsjahr der Friedlichen Revolution werden uns die Bedeutung unserer Landesverfassung und die Errungenschaft einer freiheitlichen Demokratie einmal mehr bewusst. Mit dem Landesverdienstorden würdigt die Regierung Frauen und Männer, die durch ihr oftmals jahrzehntelanges Engagement in Beruf und Ehrenamt zu Vorbildern geworden sind. Es sind Menschen, die sich in herausragender Weise für unsere Demokratie und eine lebendige Bürgergesellschaft eingesetzt haben.“

Die Bevölkerung Brandenburgs hatte am 14. Juni 1992 die Verfassung durch Volksentscheid angenommen. Erstmals war der Verdienstorden am 14. Juni 2005 verliehen worden.

Geehrt wurden in diesem Jahr:

Inga-Karina Ackermann aus Beelitz ist eine couragierte Kämpferin für Menschen, die ihre Arbeit verloren haben. Seit 16 Jahren leitet sie den Arbeitslosenservice in Potsdam, der sich mit seinen Angeboten zu einer unverzichtbaren Anlaufstelle für Betroffene entwickelt hat. Zudem ist sie Vorsitzende des Arbeitslosenverbandes Brandenburg. 2009 wurde auf ihre Initiative hin die Landesarmutskonferenz gegründet, die sich als Netzwerk für Organisationen und Sozialverbände rund die Armutsbekämpfung etabliert hat. Besonders kümmert sie sich um betroffene Frauen. Als Mitglied des Frauenpolitischen Rates macht sie sich für Hilfe zur Selbsthilfe stark und somit für neue Hoffnung und Perspektiven.

Roger Bordage aus dem französischen Maisons-Lafitte hält als ehemaliger Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus und Überlebender des Konzentrationslagers Sachsenhausen die schmerzvolle Geschichte wach. Er setzt sich dafür ein, dass seine Erinnerungen auch nachfolgenden Generationen zugänglich bleiben. Seit vielen Jahren ist der heute 89-Jährige im Verband der französischen Sachsenhausen-Überlebenden aktiv. Auf seinen Anstoß hin wurde im EU-Parlament eine Resolution mit einem Bekenntnis zu den KZ-Gedenkstätten verabschiedet. Er ist im Beirat der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten und seit 2010 Präsident des Internationalen Sachsenhausen Komitees.

Dr. Konrad Elmer-Herzig aus Potsdam ist einer der Gründerväter der Sozialdemokratischen Partei der DDR. Dem damaligen Studentenpfarrer ist es zu verdanken, dass die Gründungsversammlung am 7. Oktober 1989 im Pfarrhaus im brandenburgischen Schwante stattfinden konnte. Er gehörte auch zu jenen, die nicht nur den Umbruch, sondern auch den anschließenden Aufbruch begleiteten. Als Abgeordneter der Volkskammer, später als Bundestagsabgeordneter und als Mitglied der Gemeinsamen Verfassungskommission hat er die deutsche Einheit mitgestaltet.

Birgit Fischer aus Päwesin ist als bisher erfolgreichste Kanutin aller Zeiten und beste deutsche Olympiateilnehmerin der Sportgeschichte eine Botschafterin Brandenburgs. Sie wurde 27mal Weltmeisterin und 8mal Olympiasiegerin. Bei der Wiedervereinigung trug sie zum Zusammenwachsen der Kanu-Mannschaften aus Ost und West bei. Ausdauer, Disziplin und Zielstrebigkeit machten die Ausnahme-Athletin für tausende Kanutinnen und Kanuten zum Vorbild. Ihre Erfahrung und ihr Können gibt sie an den Nachwuchs weiter. In ihrer begrenzten Freizeit engagiert sie sich zudem für den Natur- und Umweltschutz.

Wolfram Hülsemann aus Berlin ist Anwalt für eine wehrhafte Demokratie und eine aufmerksame Bürgergesellschaft. Als Ost-Berliner Pfarrer und Moderator des Runden Tisches im Roten Rathaus gestaltete er 1989 den Machtwechsel mit. Sein Engagement für eine demokratische Gesellschaft führte er im Land Brandenburg fort. Zehn Jahre lang leitete er das Mobile Beratungsteam gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Gewalt. Heute hat das Konzept der aufsuchenden Beratung gegen Rechtsextremismus bundesweit Schule gemacht. Der Theologe war ehrenamtlicher Moderator des Dialogforums Airport Berlin-Brandenburg und Mitbegründer des Vereins „DemokratieAnStiftung“. Ihm ist es zu verdanken, dass das Thema „Demokratie“ in der Arbeit der Jugendfeuerwehren fest verankert ist.

Horst Jänichen ist seinen Überzeugungen auch in langen Jahren der Haft nach 1945 treu geblieben und hält heute die Erinnerung an dunkle Kapitel der Geschichte wach. Er war nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst über zwei Jahre in sowjetischer Haft, unter anderem in den Speziallagern Hohenschönhausen und Sachsenhausen. In der DDR wurde er zu einer Zuchthausstrafe wegen „Verbreitung tendenziöser Gerüchte“ verurteilt. Nach seiner Flucht nach West-Berlin engagierte er sich auch dort politisch. Ein wichtiges Anliegen ist dem Berliner die Gedenkstättenarbeit. Über sechs Jahre leitete er die Beiratskommission der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten zur Erforschung der Konzentrationslager, der er seit 17 Jahren angehört. Und noch heute führt er Besuchergruppen durch die Gedenkstätte Hohenschönhausen.

Petra Kröger-Schumann aus Finsterwalde ist eine moderne Arbeitgeberin mit Herz für die Region. Ihre Firma für Medizintechnik und Sanitätshandel wurde 2008 mit dem Leonardo Award für das beste Sanitätshaus Deutschlands ausgezeichnet. Das Unternehmen mit knapp 190 Angestellten übernimmt alle Auszubildenden in ein festes Beschäftigungsverhältnis. Die Firma unterstützt Projekte wie die Finsterwalder Tafel und Sammeltransporte für medizinische Hilfsgüter. Mit Spenden hilft die Unternehmerin Einrichtungen wie dem Kinder-Trauerzentrum Lacrima, dem Hospiz „Friedensberg“ sowie dem Netzwerk „Gesunde Kinder“.

Editha und Manfred Mudlack sind ein Forster Ehepaar mit Weltkarriere. Unter dem Künstlernamen „Cortinas“ wurden sie mit ihrem legendären Trampolin auf vier Kontinenten berühmt und trugen den Namen ihrer Heimat in die Welt hinaus. Ihr Talent begriffen sie als Verantwortung. Seit den 1970er Jahren engagieren sie sich in der Nachwuchsförderung – zunächst bei der SG Dynamo, später beim Nachfolgeverein, dem Polizeisportverein Forst. Unter ihrer künstlerischen Leitung entstand die beliebte Sportrevue der SG Dynamo. Auch heute noch sind sie mit Leib und Seele als Nachwuchstrainer in der Akrobatik-Gruppe des Polizeisportvereins 1893 Forst aktiv. Die von ihnen betreuten Athleten treten auf zahlreichen Veranstaltungen dies- und jenseits der Oder auf.

Anne Panek-Kusz aus Slubice personifiziert das Zusammenwachsen der deutsch-polnischen Grenzregion. Auf ihre Initiative hin wurde das Internationale Kunstfestival „Labyrinth“ geboren, das seit 2010 jährlich in Słubice und in Frankfurt (Oder) stattfindet und vor allen junge Leute begeistert. Die grenzüberschreitende Verständigung ist der Kuratorin der Slubicer Galerie OKNO ein Herzensanliegen. Ihre Galerie ist gleichzeitig Dokumentationszentrum für die neuesten Entwicklungen in der deutschen und polnischen Kunst. In Kooperation mit namhaften Institutionen wie der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit und dem Deutsch-Polnischen Jugendwerk wurden viele Jugend- und Bildungsprojekte umgesetzt.

Herbert Sander aus Kleinmachnow ist der geistige Vater der weltbekannten Grafik „Schwerter zu Flugscharen“, die sich in der DDR wie ein Lauffeuer verbreitete. Zudem war er Mitbegründer des Neuen Forums in Kleinmachnow. Schon vor 1989 setzte sich der Maler mit Leidenschaft und Detailkenntnis für den Erhalt des historischen Erbes der Mark Brandenburg ein. So sicherte er Spuren jüdischen Lebens auf Friedhöfen und markierte 55 Orte der Besinnung. Nach der Wende machte er sich mit zahlreichen Arbeiten für die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten sowie der Gestaltung von Kirchenfenstern einen Namen.

Heinz-Joachim Schmidtchen aus Berlin kämpft als Zeitzeuge gegen das Vergessen. Wegen seiner Teilnahme an einer Plakataktion gegen die Vereinigung von KPD und SPD wurde er 1946 verhaftet. Stationen waren das Gefängnis der sowjetischen Kommandantur in Prenzlauer Berg, die Speziallager in Hohenschönhausen und Sachsenhausen sowie die Gefängnisse Waldheim und Bautzen. Um die Erinnerung an diese Zeit wach zu halten, wirkte er 2001 maßgeblich daran mit, dass am Gebäude der ehemaligen Sowjet-Kommandantur in der Prenzlauer Allee eine Gedenktafel angebracht wurde. Seit 2004 engagiert er sich in der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, deren Beiratskommission zur Erforschung der Speziallager er mittlerweile leitet.

Mit dem Namen Prof. Dr. Julius Schoeps bleibt das Aufblühen jüdischer Wissenschaften in Brandenburg für immer verbunden. Als Direktor entwickelte er das Moses Mendelssohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien zu einer international renommierten Forschungseinrichtung. Heute ist der Standort Potsdam in der jüdischen Wissenschaftslandschaft nicht mehr wegzudenken. Dazu gehören der 1994 an der Universität Potsdam eingerichtete Studiengang sowie das 2007 gegründete Institut für Jüdische Studien, EU-weit eine der größten Einrichtungen ihrer Art. Sein Wissen über den Nationalsozialismus bringt der Wissenschaftler jungen Menschen nahe. So leitete er das Projekt „Bibliothek verbrannter Bücher“, das an Oberschulen und Gymnasien eingesetzt wird. Es erinnert an Werke der Weltliteratur, die 1933 bei der „Bücherverbrennung vernichtet wurden.

Am Abend überreichte Woidke auf einem Festakt zum 20. Jubiläum der Heinz Sielmann Stiftung in Potsdam den Verdienstorden an die Vorsitzende des Stiftungsrates, Inge Sielmann. Dabei würdigte er die Stiftung als starken Partner bei einem weitgreifenden und wirkungsvollen Natur- und Landschaftsschutz. „Die reiche Ausstattung der märkischen Natur gehörte zum Tafelsilber der Deutschen Einheit. Und die Sielmann Stiftung leistet mit ihren Naturlandschaften an vier brandenburgischen Standorten einen wichtigen Beitrag zur Bewahrung unseres nationalen Naturerbes.“ Inge Sielmann habe die Arbeit der Stiftung über Jahre hinweg entscheidend geprägt. Woidke: “Sie hat sich der Aufgabe verschrieben, Menschen an die Natur heranzuführen, sie erlebbar zu machen. Gerade Kinder und Jugendliche lernen so, verantwortungsvoll mit ihrer Umwelt umzugehen.“

Fotos der Veranstaltung: Verleihung Landesorden 2014

(Pressemitteilung Staatskanzlei vom 13.06.2014)