„Eine der schönsten und wichtigsten Traditionen des Landes“: Ministerpräsident Dietmar Woidke hat am 10. Oktober in Brandenburg an der Havel an 10 Bürgerinnen und Bürger den Verdienstorden des Landes Brandenburg verliehen. Sie wurden für außerordentliche Verdienste um das Land und seine Bevölkerung geehrt. Der Orden wird seit 2005 anlässlich des Brandenburger Verfassungstages am 14. Juni verliehen, musste aber aufgrund der Corona-Pandemie verschoben werden.
Bei der Zeremonie im St. Pauli-Kloster betonte Woidke: „In Zeiten von Corona erleben wir, wie wichtig Menschen sind, die für ein Miteinander werben, die mit gutem Beispiel vorangehen, die Verbündete suchen, die helfen, das Leben am Laufen zu halten. Die Ordensträgerinnen und Ordensträger stehen für sich und zugleich für ein Drittel aller Brandenburgerinnen und Brandenburger, die sich freiwillig und unentgeltlich für uns alle engagieren. Gemeinsam können wir etwas bewegen, wenn wir uns was zutrauen und anpacken.“
Woidke wandte sich direkt an die Geehrten: „Sie sind Vorbild für andere, rühren die Werbetrommel für das freiwillige Engagement und zeigen Jüngeren, dass es sich lohnt, Verantwortung zu übernehmen. Danke, dass Sie Begeisterung wecken und somit helfen, das Ehrenamt in Brandenburg weiter auszubauen.“
Geehrt wurden in diesem Jahr:
BASF-Geschäftsführer Jürgen Fuchs ist ein Impulsgeber für den Nachhaltigkeitsgedanken. Seit dem 1. Oktober 2016 leitet er die Geschicke des Unternehmens mit über 2.000 Beschäftigten und setzt sich besonders für die Förderung von Jugendlichen sowie die Nachwuchsgewinnung ein. Mit der jüngsten Entscheidung zur Produktion von Kathodenmaterialien für Batterien in Schwarzheide geht das Unternehmen neue Wege. Brandenburg kommt so seinem Ziel deutlich näher, sich zu einem europäischen Standort der Elektromobilität zu entwickeln. Das Thema Nachhaltigkeit ist Jürgen Fuchs auch als ehrenamtlicher Sprecher im Cluster „Kunststoffe und Chemie Brandenburg“ wichtig. Darüber hinaus ist er Vorsitzender des Arbeitgeberverbandes Nordostchemie und Vorstandsmitglied der Wirtschaftsinitiative Lausitz. Als Arbeitgebervertreter kämpft er für moderne Tarifpolitik und eine stärkere Tarifbindung.
Das Herz von Rita Heidemann schlägt seit vielen Jahrzehnten für den Breitensport. Sie ist die gute Seele ihres Heimatvereins SG Blau-Weiß Beelitz, hat Hunderte Mädchen und Jungen trainiert, Frauen im wahrsten Sinne des Wortes in Bewegung gebracht und sich für die Bildung von Seniorensportgruppen eingesetzt. 2006 wurde sie in das Präsidium des Leichtathletikverbandes Brandenburg gewählt, war dort Frauenwartin, Seniorenbeauftragte und Vizepräsidentin für den Breitensport. Aktuell ist sie Vizepräsidentin für Allgemeine Leichtathletik. Vereins- und verbandsübergreifend setzt sie sich im Landessportbund und im Deutschen Olympischen Sportbund für Brandenburger Interessen ein. Seit 2007 ist sie aktives Mitglied im Ausschuss für Mädchen und Frauen und organisiert federführend den jährlichen Frauensporttag.
Katrin Helmschrott ist ein Urgestein der Brandenburger Radioszene. Als Geschäftsführerin der Sender BB Radio und Radio Teddy hat sie in der Coronakrise eine Solidaritätsoffensive für Unternehmen gestartet und jeweils insgesamt 1 Million Sendesekunden an Werbung bedingungslos zur Verfügung gestellt. Zudem unterstützte sie die Kampagne „Rettungsgasse bilden“ und fördert unter anderem Jugendfeuerwehren, karitative Projekte und den Brandenburger Sport. BB Radio ist der reichweitenstärkste Privatsender der Region und Radio Teddy Deutschlands erster Kinder- und Familiensender. Helmschrott und ihr Team machen Radio mit Herz. Mit der Auszeichnung der BB Radio HörerHelden suchen sie Helden, die andere ermutigen, sich ins Zeug zu legen.
Rabbiner Prof. Walter Homolka gilt als jüdischer Visionär und hat mit seinem unermüdlichen Einsatz für jüdisches Leben, Lernen und Studieren sowie dem interreligiösen Dialog Potsdam zu einem führenden Zentrum jüdischer Bildungsarbeit gemacht. 1999 gründete er das Abraham Geiger Kolleg, das erste liberale Seminar zur Ausbildung von Rabbiner und Kantoren in Deutschland seit der Shoa. Er hat in den vergangenen zwei Jahrzehnten nicht nur das Geiger Kolleg zu einer international höchst angesehenen Bildungseinrichtung gemacht, sondern ein ganzes Ensemble von Stiftungen, Bildungs- und Forschungseinrichtungen für Jüdische Studien entwickelt. 2006 gründete er die ‚Leo Baeck Foundation – Stiftung in Brandenburg‘. Es ist die größte Stiftung Deutschlands zur Förderung religiöser Vielfalt und zivilgesellschaftlichen Engagements im Judentum. 2013 wurde eine Forderung von Abraham Geiger verwirklicht und an der Universität Potsdam erstmals eine Jüdische Theologie im Rahmen einer staatlichen Universität etabliert.
Filmpark-Geschäftsführer Friedhelm Schatz ist ein Unternehmer mit untrüglichem Gespür für das, was Menschen begeistert und anzieht. Am besten kann man das im Filmpark Babelsberg sehen. Seit 1993 hat er diesen mit vielen Ideen und viel Herzblut zu einem Besuchermagneten entwickelt. Er hat das Träumen nie verlernt und auch Projekte wie das Krongut Bornstedt in Potsdam und die Westernstadt El Dorado in Templin zu Touristenmagneten gemacht. Friedhelm Schatz ist ein Macher, hat die kulturelle Entwicklung des Landes geprägt und ist für Brandenburg ein Glücksfall. Mit seiner großen Liebe zum Film und der umfassenden Filmerfahrung hat er immer wieder zum Erhalt des filmkulturellen Erbes der Babelsberger Studios beigetragen. Aber auch im karitativen Bereich, als langjähriger Unterstützer der Stiftung ‚Hilfe für Familien in Not‘, hat sich Schatz unter anderem verdient gemacht.
Die Berliner Historikerin Dr. Bärbel Schindler-Saefkow hat sich der wissenschaftlichen Aufarbeitung der Lagergeschichte des größten Frauen-Konzentrationslagers Ravensbrück verschrieben. Als langjährige Generalsekretärin des Internationalen Ravensbrück-Komitees und als Mitglied der Lagergemeinschaft und des Freundeskreises Ravensbrück schlägt sie Brücken von der Vergangenheit in die Gegenwart und Zukunft. Sie betreut Zeitzeuginnen und begleitet Studierende und kämpft gegen das Vergessen sowie für Frieden und Demokratie. Sie engagiert sich darüber hinaus in der Friedensbewegung und erinnert an den Widerstand von Arbeiterinnen und Arbeitern gegen die Nazi-Diktatur. Dr. Schindler-Saefkow ist seit früher Jugend und bis heute eng mit Ravensbrück verbunden. Ihre Eltern waren überzeugte Gegner des Nazi-Regimes und aktiv im Arbeiter-Widerstand. Ihr Vater wurde im Zuchthaus Brandenburg-Görden ermordet und ihre Mutter ins KZ Ravensbrück gebracht. Als 16-Jährige spricht Bärbel Schindler-Saefkow zur Eröffnung der Nationalen Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück ein Gelöbnis.
Marie Schumann aus Groß Glienicke ist die härteste Feuerwehrfrau Deutschlands. Sie ist seit 2009 aktiv in der Freiwilligen Feuerwehr Potsdam OT Groß Glienicke und seit 2019 stellvertretende Ortswehrführerin. Im selben Jahr hat sie Brandenburg bei den Weltmeisterschaften des Feuerwehrsports in den USA vertreten. Dort belegte sie den 10. Platz und wurde für ihre Superzeit unter drei Minuten im Parcours als erste Deutsche in den weltweiten Feuerwehr-Eliteclub (‚Lion’s Den‘) aufgenommen. Zudem gewann sie die ‚Firefighting Games‘ 2019 in Hamburg. Sie ist ein beeindruckendes Vorbild für den Dienst in der Freiwilligen Feuerwehr. Hauptberuflich ist Marie Schumann als Fachärztin für Anästhesie und derzeit als Notärztin im Einsatz.
Die Biologin Dr. Annett Stange ist Tierschützerin mit Leib und Seele und setzt sich für das Wohl kranker und verlassener Tiere ein. Seit 1999 arbeitet sie ehrenamtlich für das Tierligadorf Neuhausen an der Spree (Spree-Neiße). Der Schutz der Tiere steht für sie an erster Stelle. Vor allem Hunde und Katzen, aber auch viele Kleintiere finden hier ein neues Zuhause, auf Zeit oder für immer. Seit 2008 ist sie hauptamtlich als Leiterin des Tierschutzligadorfs. Zudem ist sie in der Tierschutzliga Mitglied der Geschäftsleitung für den Tierschutz aller Tierheime zuständig. Derzeit betreut sie 11 Tierheime und 1.500 Tiere. Mit viel Engagement setzt sich die Biologin zudem für die Präzisierung des Tierschutzgesetzes ein und thematisiert damit drängende Fragen zum Verhältnis zwischen Mensch und Tier.
Ministerpräsident Woidke hat darüber hinaus folgende zwei weitere Bürger – Andrzej Łapinski und Steffen Schroeder – mit dem Landesverdienstorden geehrt. Sie konnten aber an der heutigen Zeremonie nicht teilnehmen. Der Orden wird ihnen zu einem späteren Zeitpunkt ausgehändigt.
Der polnische Polizei-Kommandant, Inspektor Andrzej Łapinski, ist ein Brückenbauer zwischen Polen und Brandenburg. Seit fast 40 Jahren ist er im Polizeidienst und engagiert sich vor allem für die Präventionsarbeit und den Schutz von Kindern und Jugendlichen. Beispielhaft ist sein Einsatz für ein Projekt zur Stärkung junger Menschen in ihrer Persönlichkeitsentwicklung, welches er gemeinsam mit der Brandenburger Polizei durchführte. So wie dieses Projekt hat er viele weitere polnisch-deutsche und internationale Projekte initiiert und begleitet. So organisierte er einen Erfahrungsaustausch von Beamten aus Polen, Litauen, Ungarn, Bulgarien und Brandenburg zur Bekämpfung von Kriminalität im Internet. Ein Schwerpunkt waren Ermittlungen im Bereich des sexuellen Missbrauchs von Kindern und der internationalen Verbreitung von Kinderpornografie im Internet.
Der Potsdamer Steffen Schroeder hat als Fernsehermittler Tom Kowalski einmal mehr bewiesen, dass Brandenburg Filmland ist. Er hat aber nicht nur die SOKO Leipzig bereichert, sondern ist von ganzem Herzen Brandenburger. Besonders engagiert ist er für die Behindertenwohnstätte Haus Sankt Norbert in Michendorf. Er begegnet den Menschen mit Freundlichkeit, Wertschätzung und Mitgefühl. Zudem arbeitet er als Vollzugshelfer, als Botschafter für den ‚Weißen Ring‘ – eine Hilfsorganisation für Opfer von Kriminalität und wurde zum Botschafter von EXIT Deutschland ernannt. Er ist Mitglied des Medienrates der Medienanstalt Berlin-Brandenburg, unterstützt die Ehrenamtsbörse in Potsdam und den ‚Paradiesgarten‘ der Uni Potsdam. Ein echter Tausendsassa also.
Musikalisch untermalt wurde die Feierstunde vom Jazztrio des Landespolizeiorchesters Brandenburg.