Europaministerin Katrin Lange hat am 5. Mai 2023, insgesamt 21 Personen, Initiativen und Organisationen für ihr Engagement für die europäische Idee ausgezeichnet. In der historischen Gewölbehalle im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte in Potsdam beglückwünschten Europaministerin Katrin Lange und Europa-Staatssekretär Jobst-Hinrich Ubbelohde die Preisträgerinnen und Preisträger.

Alle Preisträgerinnen und Preisträger setzen sich auf ganz unterschiedliche und vorbildliche Weise seit Langem für ein europäisches Miteinander ein, zum Beispiel in den Bereichen Kultur, Kommunales, Feuerwehr, Zivilgesellschaft, Sport, Jugendarbeit und entsprechend dem „Europäischen Jahr der Kompetenzen“ im Bereich der Aus- und Weiterbildung.

Katrin Lange: „Wir freuen uns, dass wir zum nunmehr zum 23. Mal viele Bürgerinnen und Bürger für ihr europäisches Engagement auszeichnen können. Die zurückliegenden Monate haben auch diese Initiativen und Projekte uns alle vor vollkommen neue Herausforderungen gestellt. Das vernetzte Miteinander, das viele Projekte über die europäischen Grenzen – vor allem über die deutsch-polnische Grenze – hinweg verbindet, war aufgrund der Corona-Beschränkungen sehr schwierig oder teilweise fast unmöglich geworden. Als es die Einschränkungen gab, wurde einmal mehr deutlich, wie sehr wir diesseits und jenseits von Oder und Neiße längst miteinander leben, wie vernetzt viele Bürgerinnen und Bürger sind. Mit den Auszeichnungen werden Personen und Imitativen geehrt, die sich in ihrem Engagement aber nicht haben unterkriegen lassen. Die längst ein europäisches Miteinander leben und pflegen. Möge Ihnen diese Ehrung weiterhin viel Kraft für ihr Wirken geben.“

Brandenburgs Europastaatssekretär und Polenbeauftragter Jobst-Hinrich Ubbelohde betonte: „Das gelebte Miteinander vor Ort ist das Fundament der brandenburgisch-polnischen und der europäischen Zusammenarbeit. Die Preisträgerinnen und Preisträger stehen stellvertretend für dieses Engagement.“

Alle Preisträgerinnen und Preisträger im Überblick:

Repräsentant: Klaus Mietusch

Das Vereinswirken erstreckt sich über die deutsch-polnische Grenze und findet in den Partnerstädten Lübben, Wolsztyn (Polen) und Neunkirchen (Saarland) statt. Der Sportverein Blau-Weiß Lubolz 1930 e.V., unter jahrzehntelangem Vorsitz von Klaus Mietusch, hat sich vor allem der Kinder- und Jugendarbeit verschrieben. Dabei nehmen die Mannschaften in den verschiedenen Sportarten wie Fußball, Volleyball oder Billard nicht nur am lokalen Spielbetrieb teil, sondern pflegen den sportlichen Vergleich mit Mannschaften aus Neunkirchen/Saar und Wolsztyn. Gemeinsame grenzübergreifende Wettbewerbe und Sportbegegnungen, aber auch Weihnachtsfeiern und Austausche sind zur festen Vereinskultur geworden.

Der pensionierte Pfarrer Fred Bormeister ist Motor und Konstante für den partnerschaftlichen Austausch zwischen Jugendlichen, Senioren und den Feuerwehren von Hohen Neuendorf und Janów Podlaski in Polen. Er initiierte in den letzten Jahren immer wieder Austauschprojekte, eine wichtige Voraussetzung für partnerschaftliche Beziehungen. Er kann diese Aktivitäten heute nicht mehr so umfänglich wahrnehmen wie früher, doch sein Wirken für die partnerschaftlichen Beziehungen beider Städte ist nach wie vor enorm.

Repräsentanten: Lothar Schwarz und Arwed Piesalla

Die Gemeinden Großbeeren und Lewin Kłodzki in Polen pflegen eine lebendige Partnerschaft, besonders die Freiwilligen Feuerwehren beider Gemeinden. Mehr als ein Dutzend internationale Jugendferienlager fanden im Winter in Lewin Kłodzki in den vergangenen 20 Jahren statt. Im Sommer werden Feuerwehrwettkämpfe mit dem Titel „Spiel ohne Grenzen” veranstaltet. Dabei kommen die Teilnehmenden nicht nur aus Großbeeren, sondern auch aus Tschechien, der Slowakei und von weiteren polnischen Jugendfeuerwehren. Daneben unterstützt die Feuerwehr Großbeeren ihre Partnergemeinde bei der Beschaffung und Überführung von spezifischem Equipment, wie einem Feuerwehrlöschfahrzeug, aber auch ein Schulbus war dabei.

Repräsentantin: Edyta Szczepanska

Die Gemeinde Tantow und die FFW Tantow arbeiten seit mehr als 30 Jahren mit der Gemeinde Bielice (Kreis Gryfino) sowie der dortigen FFW zusammen. Beide Feuerwehren treffen sich mehrmals im Jahr zu verschiedenen Veranstaltungen, darunter auch zu Feuerwehrwettbewerben. Auch die Kinderfeuerwehr steht im Kontakt mit der Kinderfeuerwehr in Bielice. So finden regelmäßig gemeinsame Treffen und Wettbewerbsfahrten statt.

Dorota Gorzelniak nahm bereits als Schülerin an einem deutsch-polnischen Schüleraustausch in Lübben teil. Später entschied sie sich, Germanistik zu studieren und Lehrerin zu werden. Als Dolmetscherin begleitete sie die ersten Schritte der Städtepartnerschaft zwischen Lübben und Wolsztyn. Während ihrer Amtszeit als Bürgermeisterin der Gemeinde Przemęt wurde der Partnerschaftsvertrag mit der Gemeinde Bestensee im Landkreis Dahme-Spreewald unterzeichnet. Bis heute engagiert sie sich in vielen Projekten im Rahmen der Kreispartnerschaft und unterstützt als Dolmetscherin und Stadtführerin den Austausch der Partnerlandkreise. Eines ihrer letzten Projekte als Mentorin war „Girls without borders“, eine deutsch-polnische Netzwerkinitiative für Austausch und Fortbildung von Mädchen und jungen Frauen.

Die Opernsängerin engagiert sich seit mehr als 15 Jahren für die deutsch-polnische Vernetzung. Sie initiiert große Musikprojekte, bis hin zu Projekten mit Sinfonieorchester, an denen über die Jahre hinweg tausende deutsche und polnische Schülerinnen und Schüler teilgenommen haben. Dabei vernetzt sie neben den Teilnehmenden auch deutsche und polnische Kultureinrichtungen und Ensembles auf regionaler und lokaler Ebene in Frankfurt, aber auch im Land Brandburg und in Westpolen.

Till Hoffmann initiierte und betreut verschiedene Projekte beim DRK Kreisverband Uckermark West/Oberbarnim, die sich mit dem Zustrom von Flüchtlingen seit 2015 und deren Integration befassen. Viele Geflüchtete besitzen keinerlei Schwimmerfahrung, deshalb wurde ein Schwimmkurs für Schülerinnen und Schüler mit Fluchterfahrung ins Lebens gerufen und gemeinsam mit Kameradinnen und Kameraden des Bereitschaftsdienstes Eberswalde mehrfach durchgeführt. Auch neue Kameradinnen und Kameraden konnten auf diese Weise gewonnen werden, in den Sanitätsdienst eingebunden sowie aus- und fortgebildet werden.

Der Schulleiter Jörg Höhnow betreut seit nahezu 20 Jahren Schulpartnerschaften des Oberstufenzentrums Oder-Spree. Er war maßgeblich daran beteiligt, dass das OSZ Oder-Spree den Titel „Europaschule“ erhielt. Sein besonderes Augenmerk liegt dabei auf dem deutsch-polnischen Austausch. Mehr als 1.000 Schülerinnen und Schüler haben an Jugendbegegnungen teilgenommen. Seit dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine integriert er verstärkt Flüchtlinge aus der Ukraine in die berufliche Bildung. Daneben ist Jörg Höhnow in vielen Projekten und Vereinen, die die europäische Integration von Jugendlichen zum Schwerpunkt haben, auch ehrenamtlich aktiv.

Der Lehr- und Ökobauhof Niederbarnim e.V. (Lehrbauhof Oranienburg) pflegt seit 1993 eine Partnerschaft mit dem italienischen Bildungszentrum „Istituti Santa Paola“ in Mantua. Der Handwerksmeister Wolfgang Klemenz ist von Anbeginn dabei und begleitet die dreiwöchigen Aufenthalte seiner Auszubildenden im Baugewerbe. Gemeinsam mit den Auszubildenden restaurierte der gelernte Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, der mittlerweile im Ruhestand ist, eine ehemalige Klosteranlage aus dem 15. Jahrhundert nach historischem Vorbild. Diese Auslandsaufenthalte haben einen prägenden Einfluss auf die Berufsausbildung und besonders auf die persönliche Entwicklung der Auszubildenden genommen.

Repräsentantin: Manja Lindner

Seit 2001 findet in Strausberg die „Kita-Olympiade in Märkisch-Oderland“ statt. Jedes Jahr nehmen 400 bis 500 deutsche und polnische Kinder und deren Betreuerinnen und Betreuer daran teil. Neben sportlichen Wettbewerben für kleine Kinder sind auch verschiedene Spiele fester Bestandteil der Kita-Olympiade. Kinder von unterschiedlicher Herkunft lernen sich im Spiel gegenseitig kennen, ohne dass sie sich mittels Sprache verständigen können.

Repräsentant: Oliver Spatz

Der Kulturzug Berlin-Breslau ist ein Projekt, das mit Unterstützung des Landes Brandenburg seit 2016 an Wochenenden Berlin über Cottbus mit Breslau und zurück verbindet. Im Zug finden Lesungen, Diskussionen, Konzerte und andere kulturelle Vorführungen statt. Mit Beginn des russischen Angriffskrieges am 24. Februar 2022 hat das Kulturzugteam, das durch weitere Freiwillige unterstützt wurde, im Zug Geflüchtete aus Breslau nach Cottbus begleitet. Das Team hat zudem auch die jeweiligen Krisenstäbe in Breslau, Brandenburg und Berlin vernetzt, um möglichst verlässliche Informationen an die – teilweise traumatisierten – Geflüchteten kommunizieren zu können.

Kerstin Lietz ist Mitglied der Willkommensinitiative „Runder Tisch Wandlitz“ und betreut Familien und Einzelpersonen aus Aserbaidschan, Syrien und der Ukraine. Sie ist quasi „Großmutter“ für sieben hier geborene geflüchtete Kinder, Ansprechpartnerin für Geflüchtete und vermittelt in Zusammenarbeit mit dem Landkreis Informationen, Wohnungen und alles Notwendige zum Ankommen und Leben im Landkreis Barnim.

Repräsentant: Bürgermeister Gerald Lehmann

Die Stadt Luckau pflegt seit vielen Jahren enge Kontakte mit der Stadt Sława in der Wojewodschaft Lebuser Land. Neben dem aktiven Seniorenbeirat setzt sich ein Netzwerk für die Integration und Betreuung von Flüchtlingen, vor allem auch aus der Ukraine, ein. Das Luckauer Netzwerk organisierte bspw. Hilfsgüterlieferungen für ukrainische Flüchtlinge nach Polen und in die Republik Moldawien. Die Transporte erfolgten in Eigenregie und auf Kosten der Beteiligten. Auch Hilfsgüter aus der saarländischen Partnerstadt Merzig wurden gesammelt und vom Bürgermeister selbst ins moldawische Vadul lui Voda gebracht.

Die Französischlehrerin ist Mitbegründerin der Städtepartnerschaft Potsdam-Versailles und Vorsitzende des gleichnamigen Freundeskreises. Sie organisierte in engem Kontakt mit dem Versailler-Freundeskreis etliche Bürger- und Vereinsreisen in beide Städte, aber auch Veranstaltungen zum Deutsch-Französischen Tag am 22. Januar, zum französischen Nationalfeiertag am 14. Juli sowie Konzerte, Theaterbesuche, Lesungen und Filmvorstellungen.

Die Gesellschaft für deutsch-polnische Nachbarschaft GdpN-Sąsiedzi e.V., deren Vorsitzender Christian Schmidt ist, engagiert sich für die deutsch-polnische Nachbarschaft. Unter diesem Motto finden nahezu monatlich deutsch-polnische Gespräche statt. Es gibt einen Newsletter mit deutschsprachigen Informationen aus Polen und eine jährlich organisierte Polenreise für Mitglieder und weitere Interessenten. Seit 2021 gibt es einen regelmäßigen Pod- cast „Mit Polen auf du und du“ mit verschiedenen Akteurinnen und Akteuren, der über deutsch-polnische Zusammenarbeit berichtet.

Der ehrenamtliche Bürgermeister von Golzow, Frank Schütz, engagiert sich in der Dorfbewegung „Brandenburg e.V. – Netzwerk lebendiger Dörfer“ und ist Gründungsmitglied sowie Geschäftsführer der Interessengemeinschaft Ostbahn. Er setzt sich für die politische, gesellschaftliche und auch kulturelle Entwicklung, insbesondere in (Ost-)Brandenburg ein. Zwölf Gemeinden entlang der Regionalbahnlinie 26 gehören zum neuen Verein, der sich für einen stärkeren Ausbau sowie die Entwicklung der mehr als 150 Jahre alten Schienenverbindung zwischen Berlin und Küstrin-Kietz (Märkisch-Oderland) einsetzt.

Der ehemalige Leiter der Stiftung Fürst-Pückler-Museum, Park und Schloss Branitz, Gerd Streidt, engagiert sich auch über seine Pensionierung hinaus für den Europäischen Parkverbund Lausitz, einen Verbund einzelner Parks auf deutscher und polnischer Seite mit kulturhistorischer und völkerverbindender Kraft. Kaum eine neuere Veröffentlichung über den Garten- und Landschaftskünstler Fürst Pückler kennt nicht seine Handschrift oder seine Autorenschaft; kaum ein öffentlicher Auftritt des Europäischen Parkverbundes Lausitz findet ohne seine fachliche Unterstützung oder gar Moderation statt.

Andreas Tausche engagiert sich in der Jugendfeuerwehr Potsdam, insbesondere in der Landesjugendfeuerwehr Brandenburg in dem von ihm ins Leben gerufenen Fachbereich „Internationale Begegnung“. Hier organisierte er unzählige Austauschveranstaltungen u.a. nach Polen, Bulgarien und zuletzt nach Finnland.

Repräsentant: Hans-Jürgen Watteroth

Der 2002 gegründete Verein „Teltow ohne Grenzen“ fördert und intensiviert die nationalen und internationalen Partnerschaften der Stadt Teltow. Seit mehr als 20 Jahren vermittelt der Verein Kontakte zwischen Bürgern, Schulen, Vereinen und sonstigen Institutionen der Stadt Teltow und ihren Partnerstädten. Jugendarbeit und Kulturaustausch stehen dabei im Vordergrund. Die Stadt Teltow pflegt partnerschaftliche Beziehungen u. a. zu den Städten Gonfreville l’Orcher in Frankreich, Żagań in Polen und Rudong in China. Eine weitere Partnerschaft mit der ukrainischen Stadt Khotyn ist in Planung.

Seit 2019 besteht zwischen dem Landkreis Prignitz und dem Kreis Alba in Rumänien eine Partnerschaft. Bestandteil der Partnerschaft ist ein Theaterprojekt zwischen der Freiherr-von-Rochow-Oberschule in Pritzwalk und dem deutschsprachigen Lyzeum in Sebes, das Schulleiter Ronny Viererbe initiierte und maßgeblich beförderte.

Die Theatergruppen der Klassenstufe 9 aus Pritzwalk und der Klassenstufe 11 aus Sebes treffen sich zwei Mal jährlich, abwechselnd in Deutschland und in Rumänien. Die auf Deutsch aufgeführten Theaterstücke sind teilweise selbst geschrieben. Die Auftritte mit Deutschlandpremieren führte die Theater-AG u.a. auch in die rumänische Botschaft in Berlin.

Zum Hintergrund der Europawochen 2023:

Am 5. Mai 1949 wurde der Europarat gegründet. Er ist die führende Menschenrechtsorganisation Europas und hat 46 Mitgliedstaaten, von denen 27 Mitglieder der Europäischen Union sind.

Die Europäische Union begeht alljährlich am 9. Mai aus Anlass der „Schuman-Erklärung“ vom 9. Mai 1950 den „Europatag“. Der damalige französische Außenminister schlug mit ihr die Schaffung einer Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl vor, aus der sich letztlich die heutige Europäische Union entwickelte. Dieser Vorschlag, der als „Schuman-Erklärung“ bekannt wurde, gilt als Grundstein der heutigen Europäischen Union.

Die Europawoche findet auf Initiative der Deutschen Länder in Kooperation mit der Europäischen Kommission, dem Europäischen Parlament und der Bundesregierung statt. Die Europaministerinnen und Europaminister und die Europasenatorinnen und Europasenatoren der Länder beschlossen in der Europaministerkonferenz (EMK) jährlich den genauen Zeitraum. Neu ist ab 2023, dass es keine „Europawoche“, sondern jetzt immer die „Europawochen“ gibt. Diese beginnen am 30. April und enden am 31. Mai.

Ziel ist es, Bürgerinnen und Bürgern das Thema Europa und die Europäische Union durch ein vielseitiges Informations- und Diskussionsangebot vor Ort näher zu bringen und den politischen Dialog über den europäischen Integrationsprozess und die damit verbundenen Veränderungen zu befördern.

Das Veranstaltungsprogramm wird in den einzelnen Ländern individuell geplant. In Brandenburg gehört dazu traditionell auch die Verleihung der Europaurkunden. Die Ereignisse im Land Brandenburg finden Sie hier: https://mdfe.brandenburg.de/mdfe/de/europa/brandenburg-international/europawochen/